Made with FlowPaper - Flipbook Maker
Kreis Pinneberg Fachbereich Soziales, Jugend, Schule und Gesundheit Stabsstelle Sozialplanung und Steuerung Erarbeitet von: kontakt@koenig-freudenreich.de www.koenig-freudenreich.de SOZIAL PLANUNG EVALUATION 2022www.koenig-freudenreich.de 2 Evaluation des Systems der Sozialplanung im Kreis Pinneberg November 2021 – Mai 2022 Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort 4 2. Fazit aus der Evaluation und Handlungsansätze 5 3. Die Evaluation 9 3.1 Ziele und Hintergrund der Evaluation 9 3.2 Strategische und operative Ziele der Integrierten Sozialplanung 9 3.3 Ablauf und Methodik des Evaluationsprozesses 9 4. Das System Sozialplanung des Kreises Pinneberg im Überblick 13 5. Ergebnisse der Evaluation 15 5.1 Nützliche und funktionale Strukturen 17 5.2 Impulse für die Weiterentwicklung des Systems 20 6. Anhang 23 6.1 Stellungnahmen externer Experten 23 6.2 Zieldimensionen und Indikatoren eines funktionalen Systems Sozialplanung 32 6.3 Liste der Probanden der Evaluation 33 6.4 Evaluationsfragen Umfrage 35 6.5 Evaluationsfragen Interviews 39 6.6 Ergebnisse der Umfrage im Detail 42 6.7 Ergebnisse der Interviews im Detail 53 6.8 Quellenverzeichnis 61www.koenig-freudenreich.de 3 Abbildungsverzeichnis A bbildung 1 Fazit zur Funktionalität des Systems Sozialplanung im Überblick 7 A bbildung 2 Handlungsempfehlungen für ein optimiertes System Sozialplanung 8 A bbildung 3 Auftaktphase im Evaluationsprozess 10 A bbildung 4 Vorbereitungs- und Durchführungsphase im Evaluationsprozess 10 A bbildung 5 Auswertungsphase im Evaluationsprozess 10 A bbildung 6 Zeitleiste des Evaluationsprozesses 11 A bbildung 7 Indikatoren zur Gestaltung der Evaluationsfragen 11 A bbildung 8 Ansatzpunkte für die Evaluation im System Sozialplanung 12 A bbildung 9 Das System Sozialplanung als Prozess im Überblick 13 A bbildung 10 Fokusgruppen im Überblick 14 A bbildung 11 Funktionale Strukturen des System Sozialplanung 17 A bbildung 12 Optimierungshinweise für das System Sozialplanung 20 A bbildung 13 Weitere Anregungen zur Optimierung der digitalen Instrumente und zur Verfügung stehenden Daten 22 Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachfor- men männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.www.koenig-freudenreich.de 4 1. Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Akteure des Landkreises Pinneberg, meine „Beobachtung“ der Tätigkeiten des Landkreises Pinne- berg bezüglich der Sozialplanung begann im September 2014 mit einer Anfrage an mich, als externer Experte in der konstituie- renden Sitzung der Pinneberger Planungsgruppe zum „Konzept sozialer Entwicklung und Steuerung des Kreises Pinneberg“ einen Impuls zum bundesweiten Stand und zur Entwicklung der Sozialplanung in der Landeshauptstadt Magdeburg in die Dis- kussion einzubringen. Fragen, die mir im Rahmen der Einbringung gestellt wurden, waren: ▌Wie haben Sie den Prozess aufgebaut? ▌Wer hat was gemacht? ▌Wie kriegen Sie die Strukturen besetzt? ▌Wie lief der Beteiligungsprozess und die Datenerfassung? ▌Wie lief der Prozess der politischen Willensbildung? ▌Was bedeutet sozialpolitischer Konsens – mit wem? Welche Kompetenzen hatten Sie bereits in dem Bereich? ▌Hat so ein Planungsprozess eine Auswirkung auf die Struktur der Verwaltung? ▌Wie kann man es organisatorisch lösen, alle Verwaltungen im Kreis unter einen Hut zu bekommen? Resümee der Sitzung war, die Aktivitäten zur sozialen Entwicklung und Steuerung des Landkreises Pinneberg an der Idee einer Integrierten Sozialplanung auszurichten. Ge- freut hat mich als Vorsitzender des Vereins für Sozialplanung e.V., was für eine Entwick- lung die Sozialplanung im Landkreis Pinneberg im Anschluss nahm. In den folgenden Jahren konnte ich im Ergebnis meiner interessierten „Beobachtung“ feststellen, dass die Sozialplanung im Landkreis Pinneberg zu einem griffigen und bun- desweit modellhaften Instrument sozialpolitischer Steuerungsunterstützung entwickelt wurde. Ob evidenzbasierte Analysen, Methoden zur systematischen Partizipation, die Instrumente zur Information bzw. Dokumentation oder die ergebnisorientierten Hand- lungsempfehlungen selbst – sie sind Ausdruck einer beharrlichen Entwicklungsarbeit und kontinuierlichen Evaluation im Landkreis Pinneberg. Mit der hier vorgelegten Evaluation des Systems der Sozialplanung im Landkreis Pinneberg wird die erfolgreiche Beschreibung der Pinneberger Sozialplanung um eine Einschätzung ergänzt, die zur wirkungsorientierten Gestaltung einer bürgerorientierten und zielgerichte- ten Entwicklung des Sozialen im Landkreis Pinneberg weiter beitragen wird. Ich wünsche allen Beteiligten dabei auch weiterhin Freude und Erfolg. Magdeburg, 27. März 2022 Dr. Ingo Gottschalk Vorsitzender Verein für Sozialplanung e.V. www.koenig-freudenreich.de 5 Ziel der Evaluation mit Laufzeit November 2021 bis Mai 2022 war es zu prüfen, ob die mit der Integrierten Sozialplanung verfolgten strategischen Ziele (näheres siehe Kap. 3.2) durch das in 2017 durch Kreistagsbeschluss etablierte System Sozialplanung (näheres sie- he Kap. 4) ausreichend und funktional unter- stützt werden. Vor diesem Hintergrund wurden 43 repräsentative Stakeholder aus dem Sys- tem Sozialplanung des Kreises Pinneberg von der Steuerungsgruppe Sozialplanung auf Ba- sis der Empfehlungen der Evaluatorin für eine Befragung ausgewählt. 36 Personen haben in fünf Interviews sowie einer Online-Umfrage ihre Perspektive eingebracht. Zusätzlich konn- ten sechs externe Fachexperten für eine Stel- lungnahme zur Einordnung des Systems in die bundesweite Praxis sowie Herr Gottschalk als Vorstandsvorsitzender a.D. des VSOP e.V. für ein Vorwort gewonnen werden. 2. Fazit aus der Evaluation und Handlungsansätze „Zielsetzung ist es Produkte zu schaffen, die eine pro- fessionelle Entscheidungsfindung unterstützen, diese bedarfsorientiert für das politische Ehrenamt zu entwi- ckeln, ohne Konkurrenz zwischen den fachlichen Pers- pektiven von Verwaltung und Stakeholdern oder Politik aufzubauen. Zentral ist die systematische Partizipa- tion. Diese grenzt eine falsche Interpretation der Be- darfe von Zielgruppen ein und damit die Gefahr, dass die Sozialplanung nur zum Selbstzweck existiert. Ziel des Systems ist es, gute Sozialpolitik zu ermöglichen, dies bedeutet immer, mit und für Menschen zu arbeiten sowie demokratische Prozesse anzuregen.“ (Zitat aus dem Interview im Rahmen der Evaluation mit Herrn Willmann, FBL) Fazit der sechs Externen Fachexperten Das System Sozialplanung des Kreises Pinneberg gilt sowohl in Schleswig-Holstein als auch bundesweit als absoluter Vorreiter für eine moderne und zeitgemäße Sozialplanung insbesondere auf Kreisebene. Es wird in der Fachöffentlichkeit der Bundesrepublik als Best-Practice-Inspiration geschätzt und diskutiert. Besonders hervorgehoben werden von den externen Experten: ▌Der hohe Partizipations- und Vernetzungs- grad interdisziplinärer Stakeholder mit kla- ren Verantwortlichkeiten in einem systema- tisch strukturierten Prozess, der den Fokus auf eigenverantwortliches Handeln legt ▌Instrumente, die Informationen und Daten digital sowie frei zugänglich zur Verfügung stellen und damit eine hohe Transparenz für alle Akteure im System inklusive eines fak- tenbasierten Abgleichs der subjektiven Per- spektive ermöglichen. Hierbei ist insbeson- dere die APP Fokus PI bundesweit einmalig ▌Die Verknüpfung der Handlungsempfehlun- gen mit der Haushalts- und Finanzplanung ▌Die handlungsorientierte Struktur sowie die durch Fokusgruppen und Handlungsempfeh- lungen beförderten schnelleren politischen Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse. Angeregt wird als Schritt zur Weiterentwicklung insbesondere die Schaffung von Formaten, die ein kleinräumigeres strategisches Planen ge- meinsam mit den Gemeinden ermöglichen so- wie eine stärkere Verknüpfung mit den Fach- planungen der Fachbereiche.www.koenig-freudenreich.de 6 Fazit der Stakeholder aus dem System Sozialplanung des Kreises Pinneberg Insgesamt beurteilen ca. 33% der Befragten die im Kreistagsbeschluss 2017 beschlossenen operati- ven Strukturziele des Systems Sozialplanung als umgesetzt. Mehrheitlich (ca. 60%) sind die Befragten der Meinung, dass man auch den strategischen Zielen in den letzten 5 Jahren tendenziell näherge- kommen ist. Insgesamt bewerten die intern Beteiligten das System Sozialplanung mit der Schulnote 2,9 – was vor dem Hintergrund der relativ kurzen Laufzeit seit der Etablierung sowie kaum vorhandener Vergleichserfahrung mit der Sozialplanungspraxis anderer Kreise zu sehen ist. Als besonders nützlich in Hinblick auf die Funk- tionalität des Systems wurden folgende Aspekte beschrieben: ▌Breite Partizipation verschiedener Stakeholder, insbesondere der dialogisch-systematische Austausch interdisziplinärer Perspektiven zu Themen in den Fokusgruppen zum Abgleich subjektiver Wahrnehmung mit objektiver Reali- tät ▌Transparenz, Professionalität und Vielfalt an strukturiert aufbereiteten Informationen und Daten sowie einfach zugängliche, digitale und freie Datenverfügbarkeit ▌Strukturierung und Koordination des Systems Sozialplanung durch die Kreisverwaltung so- wie die fachliche Beratung, speziell des Teams der Stabsstelle Sozialplanung und Steuerung (SoziuS) ▌Konkrete Ziele und Maßnahmenvorschläge zur Umsetzung in den Handlungsempfehlungen führen auch zu einer besseren Wahrnehmung der Maßnahmen im Umsetzungsprozess ▌Die Verzahnung von Sozial- und Finanzplanung: Der Mitteleinsatz sei zielgerichteter, seit Hand- lungsempfehlungen auch in den Ausschüssen diskutiert werden ▌Kontinuierliche Kritikfähigkeit, Lern- und Ände- rungsbereitschaft, wie auch durch die Evalua- tion ausgedrückt ▌In politischen Entscheidungsprozessen mehr Möglichkeiten, mit Politik in den Dialog zu kom- men, dies ist einer der größten Vorteile des Systems Sozialplanung. Es gibt einen quali- fizierteren Dialog, der auch durch politische Gremien Beachtung findet. Deutlich wird, dass das von den Befragten als am nützlichsten wahrgenommene Instrument insbe- sondere der Dialog selbst ist, mehr noch als die Produkte zur Sicherstellung der digitalen und frei- en Verfügbarkeit von Informationen. Gleichzeitig scheinen politische Entscheidungsträger als erste Zielgruppe des Systems Sozialplanung die Ange- bote noch zu wenig zur Entscheidungsfindung zu nutzen. Es braucht hier offenbar einerseits eine intensivere Einführung in die Instrumente, ande- rerseits mehr Übersetzung der Daten in Szena- rien, Prognosen und konkrete Auswirkungen auf die Lebenswelt der Stakeholder und Zielgruppen im Kreisgebiet. Der Partizipationsgrad des Systems Sozialpla- nung wird von 57% als höher als vor 5 Jahren eingeschätzt, rund 52% schätzen ihn dabei aber als nicht ausreichend ein, um im Sinne der strate- gischen Ziele zu agieren. Dies vor Allem deshalb, weil es mehr Formate braucht, um die Perspekti- ven der Zielgruppen der Sozialplanung stärker in die Entwicklung und Evaluation der Handlungs- empfehlungen einfließen zu lassen, daneben aber auch Strukturen, die eine stärkere Partizipa- tion der Kommunen im strategischen Planungs- prozess befördern.www.koenig-freudenreich.de 7 Handlungsansätze Die entscheidende Frage ist: ▌Wie stellen Sie sicher, dass Sie gemeinsam an der Umsetzung für alle relevanten, übergreifen den Zielsetzungen arbeiten und Ihre gesamten kommunalen Planungs- und Steuerungspro- zesse integrieren, wenn sich gleichzeitig stän- dig die Bedarfslagen und Ziele im kommunalen Raum verändern? Zentral bei einer Weiterentwicklung der Struktur und Instrumente sollte daher die Frage sein: ▌Wie gehen Sie mit der knappen Ressource Zeit und den sich ständig verändernden Rah- menbedingungen um? Entscheidungen und Maßnahmen müssen immer wie- der an die sich verändernde Realität angepasst werden. Mit anderen Worten: Verwaltung muss agiler werden – und dafür könnte das System Sozialplanung ein ent- scheidender Katalysator sein. Ein Ansatz dafür könnte die Weiterentwicklung hin zu einer agileren, noch stärker iterativ ausgerichteten Steu- erungsstruktur im System Sozialplanung sein, bei der in kürzeren Zyklen auf Basis der vorhandenen Informatio- nen Handlungsempfehlungen orientiert an den strategi- schen Zielen entwickelt werden und die digital vorhande- nen Informationen aktueller genutzt werden. Das System der Sozialplanung des Kreises Pinneberg ist gerade deshalb so innovativ, herausragend funktional wie hochdemokratisch, weil es aktuellen und zukünftigen kom- munalen Gestaltungsherausforderungen eine Handlungs- und damit Steuerungsstruktur gegenüber stellt. Die Struktur unterstützt die Erreichung der strategischen Ziele der So- zialplanung optimal als lernendes System, welches es stetig weiterzuentwickeln gilt. Besonders hervorzuheben sind hierbei die folgenden Aspekte: Systematische Partizipation Digital & frei verfügbare Daten Systematisch strukturierte, interdisziplinäre Dialoge auf Basis frei und digital verfüg- barer Sachinformationen stehen im Fokus. So gelingt der integrierte Blick auf die soziale Infrastruktur bzw. die individuelle Lebenssituation der Bürger des Kreises. Strukturell verankerte Demokratie Die Ergebnisse fließen direkt in die Entscheidungsprozesse politischer Gremien und Füh- rungsebenen des Kreises ein. Das ist strukturell ausgedrück- te Demokratie – die sicher- stellt, dass die Komplexität der Sachverhalte und Interessens- lage aller Beteiligten berück- sichtigt wird. Professionali- sierte Entscheidungs- findung Das System bietet grundsätz- lich alle Dimensionen, die es braucht, um als ehrenamtlich tätiger politischer Entschei- dungsträger professionelle und fundierte Entscheidungen treffen zu können und Lösun- gen iterativ zu entwickeln. Steuerung aus- gerichtet auf strategische Ziele Individuelles Erfahrungs- und objektives Faktenwissen aus allen Funktions- und Lebens- bereichen im Kreis werden re- flexiv verknüpft, dies fokussiert eine aktive Steuerung sowie stetiges Lernen im Sinne eines an strategischen Zielen aus- gerichteten Agierens. Abbildung 1 Fazit zur Funktionalität des Systems Sozialplanung im Überblick Fazit der Evaluatorin In Verwaltungssystemen spiegelt sich gesellschaftliche Realität und Kultur, in ihnen ist aber auch der Anspruch formalisiert, Strukturen zum Umgang mit dieser Realität zu entwickeln. Die soziale und materielle Infrastruktur einer Kommune prägt die Lebenswelt ihrer Bürger ganz erheblich. Gerade deshalb ist es von hoher Bedeutung, dass auf der kommunalen Entscheidungsebene bedarfsge- recht und wirkungsorientiert Lösungen für zunehmend komplexe sowie sich ständig verändernde gesell- schaftliche Herausforderungen entwickelt und umgesetzt werden. Die Rahmenbedingungen, unter denen Bürger und damit auch Kinder, Jugendliche und Familien ihren Lebens- und Bildungsweg gestalten, werden somit entscheidend von der Innovationskraft und den Lösungsstrategien kommunaler Verwaltung geprägt. ▌Wenn Sieetwas neu tun, was machen Sie da- für weniger? ▌Was hat gerade Priorität und muss zuerst an- gegangen oder entschieden werden?www.koenig-freudenreich.de 8 1 Verbindlichere Handlungs-empfehlungenIn Ergänzung zum bisherigen System sollten die Handlungs-empfehlungen vor den Haus-haltsberatungen zum Doppel-haushalt in den Fraktionen vor-gestellt werden. Außerdem wäre es ggf. hilfreich, zukünftig die Handlungs-empfehlungen als Mitteilungs-vorlage mit Be-schlussvorschlag den politischen Gremien zur Ver-fügung zu stel-len. Dazu sollte eine Erfolgskon-trolle inklusive regelmäßigem Umsetzungs-bericht zu den Handlungsemp-fehlungen an Hand konkret be-nannter Indikato-ren festgeschrie-ben werden. Für die Umsetzung notwendige personelle, zeitliche und/oder finanzielle Ressourcen soll-ten klar beziffert werden. 2 Mehr Ressourcen für PartizipationBedarfs-orientiert für eine Unterstützung professioneller Entscheidun-gen wäre es, mehr personelle Ressourcen in die Moderation, Strukturierung und persönliche Begleitung der Partizipationsins-trumente sowie in die möglichst im Dialog mit Entscheidungs-trägern unter Einbezug der Perspektiven verschiedener Stakeholder erfolgende Interpretation der Daten sowie die Übersetzung in Kontexte bzw. Lebenswelt der Stakeholder durch erläutern-de Szenarien, Prognosen und Hypothesen zu investieren. 3 Konkretisierter Dialog stärkt BeteiligungFür das Gefühl von Beteiligung ist insbesonde-re der Dialog zwischen Be-troffenen, Um-setzenden und Entscheidungs-trägern sowie die gemeinsame Arbeit an Hand-lungsempfehlun-gen auschlagge-bend, die in den politischen Pro-zess einfließen. Dieser direkte Dialog sollte in allen Formaten stärker fokussiert werden. Durch gemeinsam kon-kret formulierte operative Indika-toren, an denen die Umsetzung der gemeinsam entwickelten Empfehlungen sichtbar wird, entsteht das Ge-fühl von Selbst-wirksamkeit, was zu Partizipation (re-)motiviert. 4 Fokusgruppen stärker beglei - tenDie Fokusgrup-pen brauchen definitiv mehr moderierende, standardisieren-de und strukturie-rende Koordi-nation, auch um Parallelprozesse und Arbeit an konträren Zielen zu vermeiden, sowie die Fähig-keit zu trainieren, Daten zu ana-lysieren und das Analyseergebnis in den Kontext zu übersetzen. Hierzu wäre es sinnvoll, die Ablaufstrukturen und Dokumenta-tionsinstrumente anzugleichen sowie die Zielset-zung der Grup-pen regelmäßig zu reflektieren, genauso wie den Zusammen-arbeitsprozess zu evaluieren. 5 Digitale Tools bedarfsorientiert optimierenDie App sowie die digitalen Instrumente benötigen eine Überarbeitung oder Neuausrich-tung fokussiert auf die Perspekti-ve und Bedarfs-lage der Nutzer, diese müssen die Instrumente ein-fach verstehen und die Nutzung intuitiver erfas-sen können. Die zur Verfügung gestellten Infor-mationen sollten hinsichtlich ihrer Komplexität reduziert bzw. stärker an der Praxis der Nutzer orieniert auf-bereitet werden. Der Zugang zum System muss so einfach wie möglich gemacht werden, angeregt wird die Integra-tion der Informa-tionen der App in ein neues, komfortables Kreistagsinfor-mationssystem. Daneben sollten die Instrumente und deren An - wendung in den Fraktionen regel-mäßig präsentiert werden. 6 Distanz zur Politik überwindenDer direkte Dialog zwischen einzelnen Perso-nen und Gruppen ist noch stärker zu fokussieren. Um die Distanz zwischen Politik und Fokusgrup-pen zu über-winden und die Handlungsemp-fehlungen besser nachvollziehbar zu machen, sollten regelmä-ßig Vertretungen aus den Fokus-gruppen in den Ausschüssen die Handlungs-empfehlungen vorstellen und genauso regel-mäßig zum Um-setzungsstand berichten. Dies sichert Nachhal-tigkeit sowohl im Arbeitsprozess der Sozialpla-nung, als auch auf politischer Ebene. 7 Betroffene und Adressaten systematisch beteiligenEs braucht regelmäßige Betroffenenbetei-ligung, z.B. durch agile Formate wie Design Thin - king Workshops, regelmäßig ein-bezogene Feed-backgremien aus Betroffenen im Prozess der Entwicklung von Handlungsemp-fehlungen oder Befragungen von Betroffenen. Daneben gilt es, durch eine ver-stärkte Nutzer-orientierte Öffent-lichkeitsarbeit die Instrumente und Ergebnisse der Sozialplanung sowohl für Be-troffene als auch für politische Entscheidungs-träger in das Bewusstsein zu bringen, damit Beteiligungspro-zesse angeregt werden. 8 Kommunen ins Boot holenNur durch die Einbeziehung der Kommunen kann wirkliche strategische, sozialräumliche Planung mit effektiven Wir-kungen dort, wo es am nützlichs-ten ist, erreicht werden. Hierfür sollten Planungs-teams aus Kreis- und Kommunal-vertretungen inklusive der Fachplanungen etabliert werden – so könnten ggf. auch die politi-sche und opera-tive Ebene noch mehr vernetzt werden. Dane-ben sollte der direkte Dialog zwischen einzel-nen Vertretungen aus Kommunen, Ausschüssen sowie der Steue-rungsgruppe ge-fördert werden, durch gezielte niederschwellige Impulse, wie Hospitationen, Interviews sowie agile Formate wie regelmäßige Bar Camps oder Lean Coffee. 9 Strategische Steuerung optimierenDurch die Aufnahme des Hinweises in das strategische Steuerungskon-zept des Kreises, dass die vorbe-reitenden Tätig - keiten der Sozial-planung bei der strategischen Zielentwicklung des Kreises insgesamt zu berücksichtigen sind könnte das Potential der professionali-sierten Entschei-dungsprozesse des Systems Sozialplanung für die strategische Steuerung des Kreises ins-gesamt nutzbar gemacht werden. Abbildung 2 Handlungsempfehlungen für ein optimiertes System Sozialplanung Neben dem Fokus auf Agilisierung werden insbesondere folgende Weiterentwicklungen als Ergebnis der Evaluation zur Steigerung der Funktionalität des Systems Sozialplanung in Hinblick auf die Unter- stützung der strategischen Ziele angeregt:www.koenig-freudenreich.de 9 3. Die Evaluation 3.1 Ziele und Hintergrund der Evaluation Der Kreistag hat die Verwaltung 2017 damit beauf- tragt, die Sozialplanung spätestens nach fünf Jah- ren bis zum 31.07.2022 erstmalig zu evaluieren. Das in seiner aktuellen Form etwa 2015 im Kreis Pinneberg gemeinsam mit relevanten Stakehol- dern u.a. aus Politik und Verwaltung erarbeitete und seit der Beschlussfassung in 2017 gelebte System der Sozialplanung mit seinen einzelnen Elementen, Merkmalen, Prozessen und Produk- ten, wie: ▌Handbuch Sozialplanung ▌Datenkonzept Sozialplanung ▌jährlicher Fokus-Bericht Planungsdossier So- zialplanung ▌die innovative App FOKUS PI ▌Newsletter Sozialplanung ▌Business-Intelligence Fachanwendung integ- rierte Sozialplanung sollte einer kritischen Analyse und Bewertung unterzogen werden. Ziel war es, zu prüfen, ob die mit der Integrier- ten Sozialplanung verfolgten strategischen Ziele durch das System ausreichend und funktional unterstützt werden. 3.2 Strategische und operative Ziele der Integrierten Sozialplanung Die strategischen Ziele der Integrierte Sozialpla- nung, zu deren Erreichung das System Sozialpla- nung beitragen soll (aus: Roter Faden Sozialpla- nung 2017, S. 3): ▌Durch eine integrierte Sozial- und Finanzpla- nung erreichen wir im Kreis eine neue Qualität im Planungsprozess ▌Mit der Sozialplanung wird das Angebot sozia- ler Dienstleistungen im Kreis auf die Bedarfe abgestimmt und qualitativ verbessert ▌Die zur Verfügung stehenden Mittel können im Kreis dort eingesetzt werden, wo sie zu einem bestimmten Zeitpunkt nach Ansicht möglichst vieler Beteiligter am wirkungsvollsten erscheinen. ▌Durch eine integrierte Betrachtung verschiebt sich der Blick von der Organisationsstruktur der Verwaltung hin zu den komplexen Prob- lemlagen der Menschen im Kreis ▌Mit der Sozialplanung entwickeln wir schritt- weise eine wirkungsorientierte Steuerung der Sozialleistungen im Kreis. Die operativen Ziele der Integrierte Sozialplanung sind im Beschluss des Kreistages zur Etablierung des Systems formuliert (aus: Beschlussvorlage Nr. VO/30.17.016, 2017): ▌Beschriebene Struktur der Sozialplanung im Handbuch Sozialplanung ▌bis zum 31.07. jeden Jahres Vorlage des Pla- nungsdossier „Sozialplanung Fokus Jahres- zahl“, in dem Informationen aus statistischen Daten und partizipativen Prozessen mit Hand- lungsempfehlungen zu den beschlossenen so- zialpolitischen Handlungsfeldern zusammen- fassend dargestellt sind ▌Die Handlungsempfehlungen sind eng ver- knüpft mit der Haushaltsplanung und den stra- tegischen Zielen. Den Handlungsempfehlun- gen liegen statistische Analysen auf Basis des permanenten Sozialmonitorings zu Grunde. Sie sind mit relevanten Akteuren in einem par- tizipativen Prozess fachlich abgesichert ▌Umsetzung eines IT-gestützten Sozialmonito- ring, um die Informationen für alle Beteiligten permanent verfügbar zu machen ▌Vorlage anlassbezogener Fachberichte zu so- zialpolitischen Schwerpunktthemen ▌alle fünf Jahre Vorlage eines umfassenden So- zialberichts über die Entwicklung der sozialen Lage im Kreis ▌alle fünf Jahre eine Sozialplanungskonferenz zur strategischen Weiterentwicklung und Über- prüfung der sozialpolitischen Handlungsfelder ▌Evaluation dieser Struktur der Sozialpla- nung spätestens nach fünf Jahren bis zum 31.07.2022 ▌Sicherstellung der Organisation des Beteili- gungsprozesses systematisch und dauerhaft. 3.3 Ablauf und Methodik des Evaluationsprozesses Inhaltliche Grundlage für die Evaluation waren die in der App FOKUS PI sowie die auf der Home- page des Kreises veröffentlichten Informationen, die einen Gesamtüberblick über alle Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der einzelnen Elemen- te des Gesamtsystems Sozialplanung bieten.Next >